Lasst die Spiele beginnen!

Mit Hochzeitsportal24.de betreiben Raffael und Sonja Schulz eines der größten Internetportale zum Thema Hochzeit. Hier finden Brautpaare ebenso wie Gäste eine Vielzahl hilfreicher Tipps. Raffael Schulz nahm sich ein wenig Zeit, um mit uns über Hochzeitsspiele aus Sicht der Gäste und der Brautpaare zu sprechen. Lest hier ein kleines Plädoyer für Hochzeitsspiele.

Raffael, Euer Portal bietet wahnsinnig viele Infos zum Thema Hochzeit. Worüber würdest Du sagen zerbricht sich das Brautpaar am meisten den Kopf?

Neben so Kleinigkeiten wie Designs für Einladungskarten, Tischdekoration etc.? Ganz besonders wichtig ist natürlich die Location, denn sie legt alles fest: Sie definiert den Stil der Feier, die Größe und letztlich das Budget. Im Gegenzug definiert aber auch das Budget die Location – das bereitet Kopfzerbrechen. Im Hinterkopf hat das Brautpaar natürlich immer, dass diese Hochzeit etwas ganz Einzigartiges sein soll. Super individuell, ein unvergesslicher Tag – nicht mehr und nicht weniger. Stress entsteht dann auch bei Fragen wie „Wie soll der Tagesablauf sein?“, „Wie lang dauert welcher Programmpunkt?“ und so weiter.

Und wie passen Hochzeitsspiele da rein?

Hochzeitsspiele sind ein wichtiger Teil einer Hochzeitsfeier. Viele Brautpaare wollen das jedoch nicht und haben oft starke Vorurteile gegenüber Hochzeitsspielen. Sie wollen nicht diese „aufgedrückte Stimmung“ auf ihrer Hochzeit. Sie vergessen dabei aber, dass diese Spiele einfach dazugehören!

Brautpaare möchten immer, dass Ihre Hochzeit so einzigartig wie möglich ist, dass sie unvergesslich sein soll! Und hier kommt das Programm ins Spiel. Das Programm ist es, was den Hochzeitsgästen in Erinnerung bleibt. Es wäre doch sehr schade, wenn da so rein gar nichts passiert. Wer eine ausgelassene Hochzeitsfeier bis 5 Uhr morgens möchte, aber definitiv keine Hochzeitsspiele im Programm haben will, der wird Probleme bekommen, die ganzen Stunden für die Gäste unterhaltsam zu füllen.

Wir raten den Brautpaaren, die Planung des Abendprogramms komplett abzugeben. Dazu braucht es einen Zeremonienmeister, idealerweise aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Der wird dann auf der Einladungskarte des Brautpaares gleich genannt, damit sich die Gäste an ihn wenden können, was die Planung und Organisation von Hochzeitsspielen angeht. Grundsätzlich muss das Brautpaar klare Grenzen beim Hochzeitsprogramm setzen. Es sollte auch festlegen, ob es Hochzeitsspiele will und welche Art von Spielen nicht erwünscht sind. Es ist nicht zu empfehlen, die Trauzeugen für die Planung des Abends einzusetzen.

Warum sollte der Trauzeuge bzw. die Trauzeugin nicht zugleich Organisator sein?

Der Trauzeuge soll sich am Tag der Hochzeit um viele andere Dinge kümmern. Er ist auf der Hochzeit der Ansprechpartner für die Gäste. Mit Fragen wie „Wo soll geparkt werden?“ oder „Wo ist die Garderobe?“, „Wo ist das Buffet?“ sollte er sich beschäftigen. Mit diesen Fragen müssen die Hochzeitsgäste dann nicht das Brautpaar behelligen. Sollte der Trauzeuge dann auch noch für die Organisation der Hochzeitsspiele verantwortlich sein, kriegt er oder sie von dem Abend gar nichts mit. Und das wäre sehr schade.

Für eine Hochzeit ist es immer toll, so viele Aufgaben wie möglich an die Gäste zu verteilen. Das macht die Gäste zu einem Teil der Hochzeit. Schon Wochen vorher sind sie ganz begeistert und bringen diese Begeisterung dann auch mit auf die Feier. Das ist etwas ganz Anderes, als nur zu essen und sich ein Programm anzuschauen. Durch die Beteiligung der Gäste entsteht eine Vorfreude auf die Hochzeit, so dass die Stimmung auf der Hochzeit selbst gleich eine ganz andere ist. Nicht zuletzt bedeutet so eine Aufgabenverteilung auch weniger Stress für das Brautpaar.

Was macht ein Hochzeitsspiel unvergesslich?

Das ist schwer pauschal zu sagen. Das hängt von vielen Dingen ab, etwa dem Stil der Hochzeit, der Altersstruktur. Schön ist es, wenn am Ende ein kleines Erinnerungsstück für das Brautpaar entsteht. Wie etwa eine von den Gästen bemalte Leinwand oder ein Holzmosaik. Solche Hochzeitsspiele machen Spaß und die ganze Hochzeitsgesellschaft kann daran teilhaben. Auch viele Jahre später, lange nach der eigentlichen Hochzeitsfeier, hat das Brautpaar ein bleibendes Erinnerungsstück.

Hast Du einen Hochzeitsspiele-Favoriten?

Ganz klar das Holzmosaik, aber generell finde ich die Hochzeitsspiele am schönsten, die für tolle emotionale Momente sorgen. Ein Beispiel für so ein Spiel wäre sicher das Luftballons steigen lassen. Hier entstehen tolle Momente, die auf wundervollen Fotos festgehalten werden können. Aber auch hier hängt wieder alles vom Stil der Hochzeit ab.

Auf Sonjas und meiner Hochzeit führte meine Familie einen Tanz auf: Sie stellten ein Medley der Lieder meines Lebens zusammen und studierten einen witzigen Tanz ein. Das war deswegen ein besonders schöner Programmpunkt, weil es so individuell war. So etwas gibt es nirgendwo sonst.

Das klingt sehr aufwendig. Muss ein individuelles Hochzeitsspiel aufwendig sein?

Ich denke, je individueller es werden soll, desto aufwendiger wird so etwas auch immer. Für unser Hochzeitsspiel beispielsweise mussten sich die Beteiligten mehrmals abends treffen, um den Tanz einzustudieren. Der Lohn war ein unvergesslicher Moment auf unserer Hochzeit. Aber so etwas muss halt auch erst einmal machbar sein. Generell gilt: Man sollte nicht von einer anderen Hochzeit abkupfern. Wenn man häufiger auf Hochzeiten war, weiß man ja in der Regel schon, was da so gespielt wird. Dies gilt im Gegenzug auch für die anderen Gäste, was heißt: Wer selbst dieses oder jenes Spiel kennt, kann davon ausgehen, dass es für die übrigen Hochzeitsgäste ebenso ein alter Hut ist. Man sollte also durchaus etwas Zeit in Recherchearbeiten investieren.

Aber kann nicht auch ein altbekanntes Hochzeitsspiel durch eine persönliche Note auf einmal zum Renner werden?

Ja, klar! Das Kutscher-Spiel zum Beispiel. Das kennt fast jeder. Aber man kann ja auch einen anderen Text nehmen. Einen, der auf das Brautpaar abgestimmt ist. Dann geht es um den Handballverein und so weiter. So kann man viel Humor reinbringen. Die Hochzeitsgäste kennen dann zwar das Spiel, aber es ist trotzdem witzig. Hier ist es dann die Neugier auf den Fortlauf der Geschichte, der die Gäste unterhält. Wie geht es weiter? Das ist spannend, fesselt und ist sehr witzig.

Was kann ein Hochzeitsgast beitragen, um die Hochzeitsfeier unvergesslich zu machen?

Na, zumindest sollte er sich bemühen, nicht aus negativen Gründen unvergesslich zu bleiben. Hier geht es um den „Hochzeits-Knigge“. Das heißt also, auch wenn Spirituosen angeboten werden, sollte man nur moderat trinken und sich nicht wegschießen. Wer sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt und mit seinem Verhalten dann auch womöglich noch die anderen Hochzeitsgäste belästigt – das muss man wohl auch nicht weiter erklären.
Dann gilt es natürlich grundsätzlich die Wünsche des Brautpaares zu beachten. Das betrifft dann – neben den Hochzeitsspielen – eben auch den Kleidungsstil und Ähnliches. Also nicht mit FlipFlops aufschlagen, wenn man zu einer eleganten Veranstaltung eingeladen ist. Bei einer lockeren Gartenparty ist das natürlich dann aber wieder kein Problem. Wenn man sich unsicher ist, sollte man immer Rücksprache mit den Trauzeugen oder sogar dem Brautpaar selbst halten. Man sollte immer vermeiden, under- aber auch overdressed zu erscheinen.

Auf Hochzeiten werden in der Regel viele Reden gehalten. Das Vorrecht haben da natürlich neben dem Brautpaar vorallem die Brauteltern so wie die Trauzeugen. Es ist aber doch sehr schön, wenn auch andere Gäste ein paar nette Worte sagen. Aber auch bei Reden gilt es, Maß zu halten: 45 Minuten – ja, das gibt es – sind natürlich völlig unangebracht. Ebenso gilt für Reden – wie übrigens auch für Hochzeitsspiele – dass Ex-Partner ein absolutes Tabu-Thema sind. Zudem sollten keine peinlichen Erlebnisse vorgetragen werden, die nicht lustig-peinlich sind. Das Brautpaar soll an seinem Hochzeitstag im Mittelpunkt stehen – und das im denkbar positivsten Licht.

Was ist Deiner Meinung nach ein echter Hochzeitsspiele-Alptraum?

Ganz klar: die Brautentführung. In ländlichen Gegenden ist sie sehr üblich. Sie kann aber – falls schlecht geplant – zu einer echten Belastung für das Rahmenprogramm werden. Natürlich sind Traditionen okay, aber man darf sie nicht ausarten lassen. Man sollte es dem Bräutigam bei der Brautentführung schon leicht machen, seine Braut wiederzufinden. Und man sollte so ein Hochzeitsspiel auf jeden Fall auch dem Brautpaar selbst ankündigen!

Ist eine Brautentführung nicht im Ablauf des Brautpaares eingeplant, kann sie wirklich alles zerstören: Sie verändert das Timing, es fehlt die Zeit bei den Fotos, die anderen Gäste langweilen sich. Das kann die ganze Stimmung zerstören und den ein oder anderen Gast sogar dazu bringen, die Hochzeit viel zu früh zu verlassen. Ist das Brautpaar also nicht in die Brautentführung eingeweiht, ist dieses Hochzeitspiel absolut unangebracht.

Genauso problematisch sind Spiele zum Dreckig-Werden. Wenn so etwas gespielt werden soll, unbedingt an Schürzen, Handschuhe und so weiter denken. Ein Hochzeitstanz im dreckigen Kleid ist für jede Braut ein Alptraum. Natürlich sollte man auf Hochzeitsspiele verzichten, die sich das Hochzeitspaar absolut nicht wünscht. Bei Spielen wie der Strumpfbandversteigerung oder gar Trinkspielen muss man vorsichtig sein. Passt es zur Gesellschaft? Oft sind auch kleine Kinder dabei.

Auch darf man nicht davon ausgehen, dass alle Hochzeitsbräuche, die einem selbst so einfallen, auch dem Hochzeitspaar geläufig sind. Zum Beispiel die Strumpfbandversteigerung: Vielleicht trägt die Braut gar kein Strumpfband. Noch peinlicher wird es, wenn die Braut zwar eines hat, es aber nicht hergeben möchte. Man muss immer von Feier zu Feier und von Brautpaar zu Brautpaar schauen, was angemessen ist.

Auf eine Formel gebracht: Worauf sollte man beim Thema Hochzeitsspiele achten?

Als Gast gilt es immer die Wünsche des Brautpaares zu berücksichtigen. Die Hochzeit soll nicht so sein, wie man sich das selber wünscht, sondern so, wie es sich das Brautpaar wünscht.

Kategorie: Experten-Interviews

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